Schrift wird seit jeher dadurch organisiert, dass auf einem Trägermedium Zeichen aufgetragen werden. Jedes Zeichen hat seine Bedeutung, und in Kombination mit anderen Zeichen entsteht Sinn.

1805 wurde der Jacquardwebstuhl erfunden. Seine Steuerung basiert auf Lochkarten, in die durch Stanzen ein Programm eingeschrieben wird. Dadurch wurde die Methode von Verschriftlichung revolutioniert: Das Zeichen wird nicht mehr auf das Trägermedium geschrieben, sondern gelocht. Das Loch, selbst ein Symbol für das Nichts, bleibt als einziges Element der Sinnbildung übrig, was dazu führt, dass der Inhalt nicht mehr direkt gelesen werden kann: Jetzt muss man wissen, zu welcher Maschine das Muster der Löcher gehört. Ob die Lochreihen nun einen Webstuhl steuern, einer Spieluhr schöne Melodien entlocken, die Bewegungsabläufe eines Ringelspiels organisieren oder die Überweisungen auf einem Bankkonto saldieren sollen.

Das Projekt setzt hier an und sprengt die fixe Verbindung zwischen Lochkarte und dazugehöriger Maschine. Aus den Datensätzen der Lochkarten, wie sie im Webstuhlmuseum in Groß Siegharts aufbewahrt werden, entstehen eine Klanginstallation und eine Klangkomposition.